Der Klimawandel wirkt sich inzwischen spürbar aus. Einerseits gibt es immer öfter lange Trockenperioden, andererseits aber auch immer häufiger extreme Starkregenfälle. Vor allem in Städten zeigen sich Veränderungen: Ihre Abwassersysteme können den Niederschlag, der in kürzester Zeit auf die Erde prasselt, nicht bewältigen und wo es viele versiegelte Flächen gibt, kommt es zu Überschwemmungen.
Viele Städte überarbeiten vor dieser neuen Herausforderung ihr Wassermanagement. Das wichtigste Instrument zur Vermeidung von Hochwasser sind versickerungsfähige Grün- und Freiflächen. Aber auch Vorgärten rücken mehr und mehr in den Fokus. So beschloss zum Beispiel die Stadt Dortmund, in neuen Wohngebieten keine Versiegelung mit Kies, Schotter oder Split mehr zuzulassen. Zudem soll die Begrünung von Flachdächern zukünftig gefördert und in den Stadtteilen zur Pflicht werden, die als „Hitzeinseln“ gelten. Dies betrifft in erster Linie hochverdichtete Innenstadtlagen.
Viele kleine Flächen sind zusammen groß
Ein einzelner Vorgarten ist nur eine kleine Fläche. Viele Besitzer versteinerter Gärten sind sich deshalb gar nicht bewusst, dass ihr Vorgarten Auswirkungen auf das Stadtklima hat. Das ist jedoch der Fall: Die Summe der Vorgärten ist in der Stadt schließlich auch eine ernst zu nehmende Größe mit direkter Auswirkung auf das Lokalklima.
Deshalb werden immer mehr Kommunen aktiv und regeln die Gestaltung von Vorgärten offiziell, denn gerade in Neubaugebieten nimmt die Versiegelung zu. „Diesen Trend kann man – ohne zu übertreiben – als schlecht für das Klima bezeichnen“, betont Achim Kluge vom Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e.V. (BGL). „Denn versiegelte Vorgärten nehmen Regenwasser nur bedingt auf und es steht nicht mehr zur Verdunstung zur Verfügung. Außerdem heizen sich Steine und Split an heißen Sommertagen stark auf, geben diese Hitze während der Nacht wieder ab und das direkt am Haus.“
Im Rahmen der Initiative „Rettet den Vorgarten“ setzt sich der BGL daher für begrünte Vorgärten ein und informiert über die positiven Auswirkungen von Pflanzen: Sie kühlen die Luft, indem sie Wasser über ihre Blätter verdunsten, sie produzieren Sauerstoff, verarbeiten Kohlendioxid und ganz nebenbei reinigen sie die Luft. Pflanzen schaffen die gerade in Städten so wichtigen „Frischluft-Inseln“ und bieten als sogenannte grüne Infrastruktur der Städte wesentliche Beiträge zur Lebensqualität und Gesundheitsförderung.
Grün statt grau
Wieso entscheiden sich dennoch viele Hausbesitzer für eine Gestaltung in Grau, statt in Grün? „Aus einer repräsentativen Marktforschung der GfK wissen wir, dass das überwiegende Motiv von versteinerten Vorgärten ihre vermeintliche Pflegeleichtigkeit ist“, erklärt Kluge vom BGL. „Allerdings sehen diese Flächen nur für einen kurzen Zeitraum aufgeräumt aus. Sobald organisches Material, wie Samen und Blätter, zwischen die Steine und den Split fällt und dort verrottet, bildet sich eine Humusschicht. Auf dieser siedeln sich Unkräuter an, die ungehindert wachsen können und vor dem Grau der Steine zudem besonders ins Auge springen. Da hilft auch das Unkrautvlies unter den Steinen nichts.“
Mit einer durchdachten Bepflanzung kann man den Vorgarten dagegen so gestalten, dass er ohne viel Aufwand rund ums Jahr gepflegt aussieht. Bodendecker sind beispielsweise eine schöne Möglichkeit, den Boden flächendeckend zu begrünen und Wildkräutern zugleich kaum Platz zum Wachsen zu lassen. Bei einem Landschaftsgärtner findet man eine lebendige, grüne Gestaltung, die gefällt, zur Architektur des Hauses passt und sowohl klimatisch als auch ökologisch wertvoll ist.
Bildquelle:
- Gepflegter Vorgarten vor modernem Wohnhaus: Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau (BGL) e.V.